Der Greenpeace Ratgeber für Grüne Elektronik zielt darauf ab, die ökologischen Auswirkungen der Elektronikbranche, wie Energieverbrauch und Emissionen, zu reduzieren, sowie nicht nachhaltige Materialien zu vermeiden. Der Ratgeber versucht außerdem Unternehmen dazu zu bewegen, sich für striktere Umweltgesetze auszusprechen.

1. Was sind die Ziele des Ratgebers?

Aufgrund des Fortschritts in der Elektronikbranche seit 2006 wurden im November 2011 die Bewertungskriterien des Ratgebers aktualisiert. Die neuen Kriterien sollen zudem eine Herausforderung für die Branche sein die Produktion und Lieferkette noch nachhaltiger zu gestalten.

Die Ziele des Ratgebers sind Unternehmen dazu zu bewegen:

  • eigene Ziele für die Reduktion der CO2-Emissionen zu setzen, sowie eine Strategie zu entwickeln bis 2020 zu 100% auf erneuerbare Energien zu setzen;
  • effizienter zu produzieren und länger haltbare Produkte frei von giftigen Schadstoffen herzustellen;
  • sich auf nachhaltiges Handeln in der gesamten globalen Lieferkette zu fokussieren.

2. Was ist die Motivation hinter diesem Ratgeber?

Die Elektronikbranche und große Unternehmen der Unterhaltungselektronik sind sehr innovativ, aber auch höchst wettbewerblich. Der öffentliche Vergleich dieser Unternehmen ermutigt sie, ein unabhängiges Gutachten über die eigene Leistung bei den wichtigsten ökologischen Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss, in Auftrag zu geben. Somit wird den Konsumenten mehr Transparenz geboten.

3. Auf welchen Kriterien basiert das Ranking?

Kriterien zu Energie und Klima

  1. Veröffentlichung der CO2-Bilanz.
  2. Bekenntnis zur kurzfristigen als auch langfristigen Reduktion der CO2-Emissionen.
  3. Eine Strategie für saubere Energie, die eine Erhöhung des Einsatzes von erneuerbarer Energie, sowie Maßnahmen zur Energieeffizienz beinhalten.
  4. Lobbying für eine Politik der sauberen Energie auf nationaler als auch regionaler Ebene.

Kriterien für grünere Produkte

Diese Kriterien konzentrieren sich auf die ökologische Leistung von Unterhaltungselektronik bei folgenden Merkmalen:

  1. Energieeffizienz von neuen Modellen bestimmter Produkte
  2. Produkte ohne giftige Schadstoffe
  3. Einsatz von wiederverwertetem Plastik
  4. Produktlebenszyklus

Kriterien für nachhaltige Produktion

Folgende Kriterien untersuchen, wie ein Unternehmen ökologische Aspekte, von der Produktion über die gesamte Lieferkette bis hin zum Ende des Lebenszyklus eines Produkts, berücksichtigt:

  1. Reduktion der CO2-Emissionen beim Energieverbrauch von Zulieferern
  2. Strategie beim Chemikalienmanagement, sowie dessen Anwendung und Befürwortung
  3. Strategie bei der nachhaltigen Beschaffung von Papierfasern
  4. Strategie bei der Vermeidung von Konfliktmineralien

Maximale Punktezahl

Je nach Komplexität der Kriterien und Fokus der Greenpeace Kampagnen, variiert die maximale Anzahl an Punkten pro Kriterium zwischen 3,5 und 8 Punkten.

Unternehmensbewertung

Unternehmen haben die Möglichkeit ihren Rang zu verbessern, da der Ratgeber in regelmäßigen Abständen aktualisiert wird. Allerdings werden von der Gesamtpunktezahl Strafpunkte abgezogen wenn ein Unternehmen lügt, bewusst täuscht, von einer ursprünglichen Befürwortung zurückschreitet oder sich andere unternehmerische Fehltritte leistet.

4. Warum ist die Punktezahl in dieser Ausgabe des Ratgebers niedriger als in früheren Ausgaben?

Wie bei der ersten Ausgabe des Ratgebers im Jahr 2006, als auch nach der letzten großen Revision der Bewertungskriterien im November 2011, sind die Unternehmensbewertungen oft niedriger ausgefallen. Dies beruht auf neuen Anforderungen an die Unternehmen, mehr Informationen und Leistungskennzahlen zu veröffentlichen, die sie vorher entweder nicht öffentlich gemacht haben, oder dies in einer Weise präsentiert haben, die einen Vergleich mit anderen Unternehmen nicht erlaubt. Wir erwarten, dass die meisten Bewertungen in den nächsten Ausgaben steigen werden.

5. Warum werden bei dieser Ausgabe andere Unternehmen bewertet als bei früheren Ausgaben?

Als Selektionskriterium zieht Greenpeace den aktuellen (2010) Weltmarktanteil nach Verkaufszahlen in den Mobiltelefon-, PC- und TV-Märkten heran.

6. Warum werden Nintendo, Motorola, Fujitsu und Microsoft nicht mehr einbezogen?

Aufgrund einer begrenzten Produktpalette von Microsoft und Nintendo wurden diese Unternehmen vom Ratgeber ausgeschlossen. Wir werden wesentliche Entwicklungen im Bereich grüne Elektronik bei den Spielkonsolenherstellern weiterhin überwachen. Motorola und Fujitsu wurden aufgrund niedrigerer Weltmarktanteile aus dem Ranking ausgeschlossen. Microsoft wird ab 2012 nur noch im Cool IT Ratgeber beurteilt.

7. Welche großen Veränderungen hat der Ratgeber in der Unterhaltungselektronik vorangetrieben und welche Auswirkungen haben diese auf die Umwelt?

Seit der Erstausgabe des Ratgebers im August 2006, hat dieser, zusammen mit einer Sensibilisierungskampagne über giftige Schadstoffe und Elektroschrott, zahlreiche Verbesserungen angetrieben. Viele Unternehmen entfernen giftige Chemikalien aus ihren Produkten und verbessern ihre Recylingprogamme. Das zeigt, dass viele Unternehmen in unserem Ranking die Ergebnisse nicht nur sehr ernst nehmen, sondern auch aktiv werden, um ihre Leistung und ihren Rang zu verbessern.

8. Warum basiert das Ranking nur auf öffentlich zugänglichen Informationen?

Greenpeace beurteilt die Unternehmen nur aufgrund öffentlich zugänglicher Informationen um die Transparenz des Rankings stets zu gewährleisten. Unternehmen können öffentlich zur Rechenschaft gezogen werden wenn sie Selbstverpflichtungen eingehen. Die Veröffentlichung von Verbesserungen spornt zudem den Wettbewerb unter den Unternehmen an. Das einzige Kriterium, bei dem nicht öffentliche Informationen herangezogen werden, ist beim Lobbying.

9. Einige Unternehmen haben den Ratgeber dafür kritisiert auch Zusicherungen statt nur konkrete Taten zu belohnen. Ist diese Kritik zutreffend?

Die neuen Bewertungskriterien vom November 2011 setzen die Priorität auf die Taten der Unternehmen. Jedoch sind kurz- und mittelfristige Ziele für viele der Kriterien, wie Reduktion von CO2-Emissionen, Einsatz von erneuerbaren Energien und Entfernung von giftigen Schadstoffen wichtige Indikatoren für zukünftige Geschäftspläne und Prioritäten der Unternehmen.

10. Wie stellen Sie sicher, dass auf die Selbstverpflichtungen der Unternehmen auch Taten folgen?

Da der Ratgeber Strategie und Handeln der Unternehmen bewertet, ist es unerlässlich zu überprüfen, ob die Selbstverpflichtungen der Unternehmen auch in Taten umgesetzt werden. Greenpeace zieht dazu chemische Untersuchungen der Produkte, Berichte von Branchenbeobachtern, Medienberichte und Konsumentenservices, wie Rücknahme-Programme, heran.

Greenpeace vergibt Strafpunkte wenn die eigentlichen Taten mit den Selbstverpflichtungen der Unternehmen in Widerspruch stehen. Im Falle eines Punkteabzugs werden die Gründe dafür deutlich gemacht.

11. Warum empfehlen Sie keine Alternativen zu den giftigen Schadstoffen?

Für viele giftige Schadstoffe existieren bereits Alternativen; anders wären fortschrittliche Unternehmen nicht in der Lage gewesen Weichlot, bromierte Flammschutzmittel und Polyvinylchlorid (PVC) zu ersetzen. Oft werden giftige Schadstoffe nicht durch andere Zusatzstoffe ersetzt, sondern durch eigensichere Materialien, die ohne solche Zusatzstoffe auskommen. Zum Beispiel ersetzen viele Hersteller Plastikgehäuse, die bromierte Flammschutzmittel enthalten, durch Metallgehäuse, die diesen Schadstoff nicht benötigen.

Greenpeace unterstützt die Entwicklung von weniger gefährlichen Alternativen, indem wir einen technischen Dialog mit Unternehmen und Regierungen führen. Zudem wirken wir bei der Evaluierung von Alternativen zu bromierten Harzen für Platinen mit, die von der US-amerikanischen Environmental Protection Agency (EPA) durchgeführt wird. Letztendlich liegt es aber bei den Unternehmen selbst, Forschung und Entwicklung dazu einzusetzen, diese Alternativen zu entwickeln und sicherzustellen, dass diese auch richtig evaluiert werden.

12. Wie kommunizieren Sie mit den Unternehmen die im Ratgeber beurteilt werden?

Alle Unternehmen haben die Bewertungskriterien Anfang Juli 2011 erhalten und haben die Möglichkeit bekommen Feedback zu geben. Die endgültige Version der Kriterien wurde den Unternehmen Anfang August 2011 zugeschickt. Im September 2011 wurden Sie aufgefordert Informationen für die Bewertung bereitzustellen. Greenpeace kommuniziert mit den Unternehmen, die zusätzliche Informationen benötigen, Fragen haben oder undeutliche Informationen bereitgestellt haben, um etwaige Unklarheiten vor Veröffentlichung des Ratgebers zu bereinigen.

13. Warum bewerten Sie die Unternehmen nicht auf Basis der Energieeffizienz ihrer Produkte?

Die Energieeffizienz ist nur ein Teil des CO2-Fußabdruckes eines Elektronikprodukts. Lieferkette, Transport und Distribution verursachen bereits erhebliche CO2-Emissionen bevor ein Produkt überhaupt benutzt wird. Aus diesem Grund werden Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen abgeschätzt haben und eine Strategie entwickelt haben, wie sie diese reduzieren können, besser bewertet.

14. Warum ist 100% erneuerbare Energie bis 2020 wichtig?

Ein massiver Ausbau bei der Gewinnung von erneuerbarer Energie ist nötig um die CO2-Emissionen auf ein Niveau zu reduzieren, das den Klimawandel aufhält. Die Greenpeace-Studie energy [r]evolution legt dar, wie der Großteil des weltweiten Strombedarfs bis 2050 durch erneuerbare Energien ersetzt werden kann. Greenpeace fordert alle Unternehmen aus der Elektronikbranche, sich ambitionierte Ziele zu setzen, um bis 2020 nur noch mit erneuerbarer Energie zu arbeiten. Dies würde es den Unternehmen ermöglichen langfristig zu wachsen und gleichzeitig ihre Emissionen zu reduzieren.

15. Was ist der Plan für erneuerbare Energie?

Der Plan für erneuerbare Energie evaluiert wie die Unternehmen ihre Selbstverpflichtungen für eine Reduktion der CO2-Emissionen, mittels Energieeffizienz und Investitionen in erneuerbare Energien, erreichen wollen. Volle Punktzahl erhalten jene Unternehmen, die einen umfassenden Plan für erneuerbare Energie vorlegen können, mit dem Ziel, ihren eigenen Strombedarf aus 100% erneuerbarer Energie zu decken.

16. Was ist Unternehmens-Lobbying und warum ist es wichtig?

Unternehmen aus der Elektronikbranche können den Fortschritt einer Wirtschaft mit erneuerbarer Energie vorantreiben. Dazu müssen sie sich für wissenschaftlich etablierte Reduktionsziele von CO2-Emissionen aussprechen und Lobbying für mehr erneuerbare Energie und Energieeffizienz, bzw. dessen staatliche Förderung, betreiben. Die Umsetzung von CO2-Einsparungen erfordert die Unterstützung von entsprechenden Gesetzen und Finanzierungsmechanismen. Aus diesem Grund müssen IT-Unternehmen ihren politischen Einfluss einsetzen um diese Ziele zu erreichen.

17. Warum sind manche Kriterien wie die Gesundheit der Arbeitskräfte nicht inkludiert?

Der Ratgeber bewertet Unternehmen nicht aufgrund von Arbeitsrichtlinien, sozialer Verantwortung oder anderen Problemen, erkennt jedoch an, dass diese wichtig sind.

18. Inwiefern unterscheidet sich dieser Ratgeber von anderen Bewertungen wie EPEAT?

Der Ratgeber bewertet die globale Unternehmensstrategie und die gesamte Produktpalette eines Unternehmens. Die Bewertung bezieht sich nicht auf einzelne Produkte einzelner Unternehmen, die miteinander verglichen werden, wie es bei EPEAT der Fall ist.

19. Kann der Ratgeber für Grüne Elektronik auch als Einkaufsratgeber benutzt werden?

Obwohl der Ratgeber nicht als Produktratgeber herangezogen werden kann, ermöglicht er einen Vergleich unter den Unternehmen. Sie können den grünsten Hersteller finden, jedoch nicht das grünste Produkt. Während des Einkaufs kann der Ratgeber außerdem bei Fragen zu ökologischen Eigenschaften eines Produkts genutzt werden.

20. Wann erscheint die nächste Ausgabe des Ratgebers für Grüne Elektronik?

Die nächste Ausgabe des Ratgebers wird in der zweiten Jahreshälfte 2012 veröffentlicht.