Biofuels oder pflanzliche Treibstoffe erleben weltweit einen Boom. Auf Tausenden von Quadratkilometern werden Soja, Raps, Zuckerrohr oder Palmen angepflanzt, um den masslosen Individualverkehr über das Ende des Ölzeitalters hinaus zu retten. Dabei ist keineswegs alles grün, was aus Pflanzen gemacht wird.

 
Entwaldung in Sumatra

2008 © Greenpeace / Natalie Behring-Chisholm

Pflanzliche Rohstoffe in Treibstoffe zu verwandeln ist ein ökologischer Gedanke: Biodiesel aus Rapsöl erzeugt weniger krebserregende Abgase als normaler Diesel. Bioethanol (Alkohol) aus Getreide und Zuckerrüben erzeugt bei Verbrennung deutlich weniger Treibhausgase als Benzin. Und sogar reines Pflanzenöl kann direkt als Treibstoff verbrannt werden. In den letzten zwei Jahren wurden die Investitionen in pflanzliche Treibstoffe massiv hochgefahren.

Die Antwort geben uns dramatische Hilferufe von Umweltgruppen aus den Tropen. Sie appellieren an Europa, sich klarzumachen, welche fatalen Auswirkungen Bioenergie aus Palmöl, Soja oder Zuckerrohr für die südlichen Länder der Erde hat: Dafür werden Urwälder abgebrannt, sei es im brasilianischen Mato Grosso oder in den sich explosionsartig ausweitenden Palmölplantagen in Borneo (Indonesien), wo riesige Urwaldfeuer einen aus dem All sichtbaren Rauchschleier über die Insel legen.

Was als ökologischer Versuch begann, wird im globalen Massstab zum Geschäft und zur Plage für Umwelt und Bevölkerung. Landwirtschaftsland wird der Nahrungsmittelproduktion entzogen und die jährliche Ernte im Strassenverkehr der reichen Länder verfeuert. Und dies vor dem Hintergrund von Welthunger und Unterernährung?

Eine grandiose Fehlkalkulation, auf dem Buckel der Wälder, Böden und Nahrungsmittelversorgung. Denn da machen entweder wir nicht mit. Oder dann das Klima.

Albert Kuhn ist freier Journalist und schreibt regelmässig für das Magazin greenpeace.