Die mangelhafte Versorgung mit dem wichtigen Nährstoff Vitamin A ist eines der bedeutendsten Ernährungsprobleme in vielen Ländern vor allem Afrikas und Südostasiens. Hier fehlt zahlreichen Menschen der Zugang zu Lebensmitteln, die ausreichend Beta-Carotin (Pro-Vitamin A) enthalten, das der Körper zu Vitamin A umwandelt. Vitamin-A-Mangel kann zu Erblindung und Tod führen, vor allem Kinder sind betroffen.


Hunger ist ein Verteilungsproblem.

Dagegen gibt es bereits bewährte und einfache Strategien: Dazu zählen die Verteilung von Präparaten, einfache Beimischungen in Grundnahrungsmittel und Gärten in armen Bezirken, um Obst und Gemüse zu erzeugen. Doch ungeachtet dessen verspricht die Biotech-Industrie seit mehr als 20 Jahren Abhilfe. Genmanipulierter Reis soll das Problem lösen. Immer deutlicher wird: Der sogenannte «goldene» Reis ist ein riskanter und untauglicher Ansatz für die Lösung eines Problems, das längst behoben sein könnte und eine denkbar einfache Antwort kennt: Vielfalt.

Die Philippinen können Erfolge verzeichnen mit der Verteilung von Präparaten. Sie senkten den Vitamin A-Mangel bei Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren zwischen 2003 und 2008 um 40 Prozent. Viele Länder mischen Vitamin A den Nahrungsmitteln Mehl und Zucker bei. Für betroffene ländliche Regionen wie in Afrika bewähren sich nach Aussage der Weltgesundheitsorganisation WHO Gärten für Obst und Gemüse, um den Mangel an Vitamin A und vielen weiteren Elementen zu beheben. Die Philippinen und Indien kombinieren alle diese Strategien, um kurzfristig zu helfen und langfristig Mangelernährung umfassender zu beseitigen.

Der genmanipulierte Vitamin A-Reis will dagegen nur mit viel Aufwand ein isoliertes Problem lösen. Und dabei ist für das Internationale Reisforschungsinstitut IRRI (International Rice Research Institute), das an der Entwicklung beteiligt ist, «noch nicht klar, ob der tägliche Konsum von ‹goldenem› Reis die Menschen mit Vitamin A-Mangel ausreichend versorgt und Folgen wie Nachtblindheit vermeidet.»

Der genmanipulierte Reis ist zudem höchst problematisch:

  • Seine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind völlig unbekannt.
  • Er wird auf jeden Fall traditionelle Reissorten und wilden Reis verunreinigen. Und damit steht die Sicherheit eines Grundnahrungsmittels von mehr als der Hälfte der Erdbevölkerung auf dem Spiel.
  • Der genmanipulierte Reis verhindert die wirksame Bekämpfung der Mangelernährung. Er verleitet zu einer noch einseitigeren Ernährungsweise. Und er blockiert längst vorhandene und erfolgreich praktizierte Lösungen, die übergangsweise in einer Versorgung mit Vitaminpräparaten bestehen. Mittel- und langfristig kann nur die Versorgung mit vielfältigen Lebensmitteln die Mangelernährung beseitigen.

Mangel- und Unterernährung sind in der Regel ein Zeichen von Armut. Dagegen hilft keine Gentechnik! Es braucht den politischen Willen, das Problem ernsthaft zu lösen und die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Denn der Zugang zu einer gesunden Ernährung ist ein Menschenrecht.

Als erster Schritt bewährt hat sich die Verteilung von Vitamin-A-Präparaten – wie auf den Phillippinen. Wenn also die Lobbyisten des genmanipulierten Reises wirklich helfen wollen, dann sollten sie dieses und die weiteren erfolgreichen Programme sofort unterstützen!

Mehr dazu in unseren 7 Fragen und Antworten.

Eine ausführliche Analyse findet sich im Greenpeace-Report Goldene Illusion – Gentechnisch veränderter «goldener» Reis hält nicht, was er verspricht.

Patrick Moore

Patrick Moore stellt sich in der Öffentlichkeit gerne als Greenpeace-Gründer dar. Doch macht  er sich seit 1986 für alles nur nicht für Greenpeace-Themen stark. Unter anderem ist er ein Befürworter von «Golden Rice» und kritisiert in den Medien die Position von Greenpeace. Lesen Sie hier die Antwort von Roland Hipp, Kampagnen-Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, auf einen Essay von Patrick Moore in der Zeitung «Die Welt» (erschienen 2008). Hintergründe zur Person Patrick Moore finden Sie hier (auf englisch).