Mein zweiter Tag im Camp. Gestern Nachmittag hörten wir von unseren Leuten in Rengat, dass ein Boot mit Demo-Leuten der Organisation Bandab, die uns schon in Rengat bedroht haben, auf dem Weg ins Camp ist. Diese Info brachte sofort alle auf Trab. Wieviele sind es wohl? Was führen sie im Schilde? Adrian, unser australischer Techniker, räumte das ganze technische Material weg, ich liess meinen weniger wertvollen Laptop im Büro stehen, mit einigen Kabeln garniert. Wenn Bandab mit der Absicht kommen sollte, Schaden anzurichten, dann sollen sie ihr Vergnügen haben und wir unsere Fotos und Videoaufzeichnungen… Ich zog meine besten Kleider an, um die Leute zu empfangen. Doch dann passierte gar nichts. Später kam dann die Entwarnung. Topsi, unsere thailändische Camp-Managerin, erzählte, dass sie zur Anlegestelle geeilt sei, um die Leute zu empfangen. Doch die ungebetenen Gästen, die sich dem Ufer rudernd näherten, hätten daraufhin den Motor gestartet und wären wieder flussabwärts gefahren. Niemand weiss, was sie wollten. Beim abendlichen Debriefing beschlossen wir, einen Notfallplan und einen Evakuierungsplan auszuarbeiten, für den Fall weiterer ungebetener Besuche. Am nächsten Tag haben wir also alle möglichen Szenarien entworfen. Die grösste Gefahr droht unserer Meinung nach von Brandstiftern, die versuchen könnten, das Camp mit Molotow-Cocktails anzuzünden. Dafür haben wir einen Feuerlöschplan entworfen und ihn gleich ein erstes Mal durchgespielt.Das alles sind nicht gerade schöne Beschäftigungen, aber es ist auf jeden Fall besser als unvorbereitet mit Gewalt und Zerstörung konfrontiert zu werden. Daneben hatte ich Zeit, mit Topsi und Jusup, unserem Freiwilligen von Papua, die Lagerumgebung zu erkunden und erste Schritte auf dem bis zu 12 Meter hohen Torfboden zu unternehmen. Dabei konnten wir feststellen, dass vom Wald ums Camp nur noch Waldboden übrig ist. Die Duta Palma hat mit Traktoren und Baggern das Land entwässert und planiert. Es sind brutale Eingriffe in dieses fragile Ökosystem der Torfwälder. Vom Beobachtungsturm des Camps ist das Ausmass der Zerstörung zu erkennen. Bis zum Wald, dem Forest Wall, sind es etwa 3 Kilometer, die Rodung erstreckt sich über Dutzende von Kilometern. So haben wir Überreste der stolzen Urwaldriesen gesammelt. Ich möchte sie herrichten und vielleicht politischen Entscheidungsträgern an der Bali-Konferenz als traurige Überreste und Reliquien ihrer herz- und rücksichtlosen Waldpolitik übergeben. Was haltet Ihr von dieser Idee?