In den kommenden Monaten wird das Bundesgericht über die Zukunft des AKW Mühleberg entscheiden. Möglicherweise droht dem mit gravierenden Sicherheitsmängeln behafteten Atommeiler im Juni das Aus. Derweil fehlen der BKW Hunderte Millionen für die Stilllegung und Entsorgung – selbstverschuldet.

In den kommenden Monaten wird das Bundesgericht über die Zukunft des AKW Mühleberg entscheiden. Möglicherweise droht dem mit gravierenden Sicherheitsmängeln behafteten Atommeiler im Juni das Aus. Derweil fehlen der BKW Hunderte Millionen für die Stilllegung und Entsorgung – selbstverschuldet.

Wiederholt drohten die Bernischen Kraftwerke (BKW) in den vergangenen Monaten damit, wie schwer eine frühzeitige Abschaltung wiegen würde. Je länger das AKW betrieben werden könne, desto geringer seien die negativen finanziellen Auswirkungen.

Diese Argumentation im Dienste von lebensverlängernden Massnahmen für Mühleberg hat für sich schon eine erpresserische Note. Richtig pikant wird sie aber mit den neu recherchierten Fakten von Greenpeace, über welche die SonntagsZeitung am 6. Januar berichtete (siehe hier).

Gemäss dem Jahresbericht 2011 der zuständigen Kommission des Bundesamtes für Energie müsste Mühleberg als einziges AKW ohne unbefristete Betriebsbewilligung die beiden Fonds für Stilllegung und Entsorgung innerhalb von 40 Jahren gefüllt haben.* Diese Frist ist Ende 2012 abgelaufen, und immer noch klafft in den Fonds eine Lücke von geschätzten 450 Millionen Franken.

Von der SonntagsZeitung befragt, hat es das Bundesamt für Energie nun allerdings nicht mehr eilig und will nichts mehr wissen vom besagten Bericht. Obwohl dieser im vergangen September vom Bundesrat persönlich abgesegnet wurde. Und BKW-Sprecher Sebastian Vogler gibt sich sibyllinisch: „Es ist alles sehr kompliziert.“

Weniger kompliziert sieht es Florian Kasser, Atomexperte bei Greenpeace Schweiz: „Der Kanton Bern als wichtigster Aktionär und der Bundesrat als oberste Aufsichtsbehörde müssen jetzt dafür sorgen, dass die BKW die Fonds sofort füllt.“

Obwohl die BKW von der 40-Jahre-Regelung wusste, löste sie 2009 sogar Rückstellungen in der Höhe von 89 Millionen Franken auf, statt regelmässig in die Fonds einzuzahlen. Offensichtlich hat der Berner Energiekonzern gepokert und darauf spekuliert, die unbefristete Betriebsbewilligung doch noch rechtzeitig zu erhalten. Ihre Aktionäre dürfte ein solch fragwürdiges Risiko-Finanzmanagment wenig freuen. Es könnte nun die Bilanz für das Jahr 2012 auf einen Schlag mit 450 Millionen Franken belasten.

*Zitat: »Würde die Befristung der Betriebsbewilligung bis Ende 2012 nicht aufgehoben, müsste der Betreiber des KKW Mühleberg gemäss den heute geltenden Verordnungsbestimmungen zudem die fehlenden Beiträge bis Ende 2012 in den Stilllegungsfonds nachzahlen resp. gegenüber dem Fonds eine Garantie erbringen.«

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