Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV und die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE haben heute die neuen Ernährungsempfehlungen veröffentlicht. BirdLife, Greenpeace und WWF kritisieren, dass keine relevante Konsumreduktion von Tierprodukten empfohlen wird. Für die Umsetzung der Ernährungsempfehlung braucht es klare Rahmenbedingungen der Politik für Produktion, Verarbeitung, Handel und Gastronomie.

Der Bund verfolgt das Ziel, bis 2050 den Klimafussabdruck der Ernährung gegenüber 2020 um mindestens zwei Drittel zu reduzieren. Heute veröffentlichten das BLV und die SGE aktualisierte Ernährungsempfehlungen, die als Referenz für die gesunde, ausgewogene und nachhaltige Ernährung der Bevölkerung dienen. BirdLife, Greenpeace und WWF stellen in Frage, ob der Bund die heute veröffentlichten Ernährungsempfehlungen so gestaltet hat, dass er sein Ziel zur Reduktion des Klimafussabdrucks der Ernährung erreichen kann.

Umwelt und Gesundheit würden profitieren

Grundsätzlich dürfen Gesundheit und Umwelt nicht gegeneinander ausgespielt werden. Denn ein gesundes Leben ist nur in einer gesunden Welt möglich. Die landwirtschaftliche Tierhaltung ist der grösste Treiber von Stickstoffemissionen in der Schweiz. Diese belasten das Trinkwasser und erhöhen die Luftverschmutzung. Hinzu kommen die gesundheitlichen Auswirkungen durch die Klimaerhitzung: Alleine im Sommer 2023 kam es gemäss BAFU in der Schweiz zu 542 hitzebedingten Todesfällen. Eine Reduktion des Konsums von Tierprodukten kommt somit der Umwelt und der Gesundheit zugute.  

Ernährungsempfehlung muss dem Standort Schweiz angepasst sein

Das Grasland der Schweiz bietet Futter für Wiederkäuer. Der Anbau von Futtermittel auf rund 60 Prozent der Ackerfläche hingegen ist nicht standortangepasst. Er konkurrenziert die direkte Produktion von Lebensmitteln ebenso wie die Förderung der bedrohten Biodiversität. Die zusätzlichen Importe von Kraftfutter, hauptsächlich für die Produktion von Hühner- und Schweinefleisch, sind für einen grossen Teil des Stickstoffüberschusses verantwortlich und gefährden Böden, Gewässer und Biodiversität. 

Auch für die nachhaltige Produktion von Fisch stehen in der Schweiz nur beschränkte Möglichkeiten zur Verfügung. Der Fischimport geht häufig mit negativen Auswirkungen auf Meeresökosysteme einher.

Diese standortspezifischen Merkmale der Schweiz müssen berücksichtigt werden. Es ist Aufgabe der Agrarpolitik, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu zählt die Umgestaltung oder Abschaffung von biodiversitäts- und klimaschädigenden Subventionen wie etwa die Absatzförderung auf Fleisch.

Keine Ernährungswende ohne Detailhandel und Gastronomie 

Um das Ziel des Bundes zur Reduktion des Klimafussabdrucks der Ernährung zu erreichen, braucht es eine Ernährungswende. Dafür spielt die sogenannte Ernährungsumgebung eine wichtige Rolle. Der Detailhandel inkl. Grosshandel, sowie die Gastronomie prägen diese: Mit ihrem Angebot, Werbung, Rabatten, Produktplatzierungen, der Preispolitik, etc. beeinflussen sie das Konsumverhalten massgeblich. Der Grillcheck vom WWF machte deutlich, dass es noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Es ist unabdingbar, dass der Detailhandel seine Verantwortung in Zukunft übernimmt und diese nicht weiter auf die Kundinnen und Kunden abschiebt (vgl. Analyse von Greenpeace Schweiz). Dazu braucht es entsprechende politische Rahmenbedingungen. 

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