Vor genau einem Jahr ereignete sich das beinahe Unmögliche: Die UNO-Mitgliedsstaaten einigten sich auf einen globalen Ozeanvertrag, der den Schutz der Hohen See regeln soll. Heute befinden wir uns mitten im Ratifizierungsprozess dieses historischen Abkommens.

Was am 4. März 2023 geschah

Es war die fünfte Verhandlungsrunde, als die Präsidentin der UN-Konferenz endlich verkündete: «The ship has reached the shore». Mit diesen Worten begann ein weltweiter Jubel, denn die Regierungen der Welt hatten sich endlich auf eines der bedeutendsten Umweltabkommen unserer Generation geeinigt: den globalen Ozeanvertrag.

Der Vertrag ist das Herzstück unserer Bemühungen, das Leben in den Meeren zu schützen.  Durch die Schaffung eines ausgedehnten Netzes von Meeresschutzgebieten können wir sie vor einer Krise bewahren. Mindestens 30 Prozent der Ozeane müssen bis 2030 geschützt werden.

Jahrzehntelanger Kampf

Es war eine lange, stürmische Reise. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet Greenpeace gemeinsam mit Verbündeten kontinuierlich daran, den Schutz der Meere zu verwirklichen. Trotz intensiver Lobbyarbeit der Industrie wuchs die Unterstützung für den Vertrag von einer Handvoll Meeresschützer:innen zu einem breiten Konsens, sodass schliesslich alle Länder dem Vertrag zustimmten. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt gaben der Bewegung ihre Stimme. Dieser historische Erfolg hat einmal mehr bewiesen, dass wir mit Beharrlichkeit, Geduld und der Macht der Menschen die Welt verändern können.

Den globalen Ozeanvertrag zum Leben erwecken

Aber unsere Arbeit ist noch nicht getan. Sie hat gerade erst begonnen. Auch wenn die Unterzeichnung des Vertrags ein grosser Erfolg war, wird er auf See erst zum Leben erweckt, wenn ihn mindestens 60 Länder in ihre nationalen Gesetze aufgenommen haben – ein Prozess, der Ratifizierung genannt wird. Dieses Ziel soll bis zur UNO-Ozeankonferenz im Sommer 2025 erreicht sein. Erst dann tritt der Vertrag in vollem Umfang in Kraft und kann sein eigentliches Ziel verwirklichen: die Einrichtung von globalen Meeresschutzgebieten, die mindestens 30 Prozent der Weltmeere abdecken und in denen sich das Meeresleben erholen und gedeihen kann. 

Die Uhr tickt. Obwohl bis heute 87 Länder den Vertrag unterzeichnet und ihre Absicht bekundet haben, ihn zu ratifizieren, haben bisher nur Palau und Chile ihr Versprechen gehalten, den Vertrag in ein Gesetz zu übernehmen. Mindestens 58 weitere Regierungen müssen diesem Beispiel folgen. In der Schweiz beobachten wir zögerliches Verhalten: Unsere Regierung hat den Vertrag weder unterzeichnet noch ratifiziert. Dazu braucht es einen Entscheid des Parlaments. Wir fordern den zuständigen Bundesrat Albert Rösti und die Regierungsvertreter:innen aller weiteren Länder dazu auf, die Ratifizierung schnell abzuschliessen und sich für den Schutz einzusetzen, den unsere Ozeane so dringend benötigen.