Wir fordern von den Regierungen weltweit, dass sie die Plastikproduktion mit dem globalen Plastikabkommen bis 2040 um mindestens 75 Prozent reduzieren. Das Abkommen bietet eine einmalige Gelegenheit, Mensch und Planet vor der Klima- und Plastikkrise zu schützen.
Die Daten sind eindeutig: Die weltweite Plastikproduktion hat sich zwischen 2000 und 2019 verdoppelt. 460 Millionen Tonnen Plastik wurden 2019 produziert. Handeln wir nicht, wird sich die Plastikproduktion bis 2050 fast verdreifachen. Das würde mindestens 13 Prozent des weltweiten CO2-Budgets verschlingen, das bleibt, wenn wir die Klimaerhitzung unter 1,5° C halten möchten.
Diese unkontrollierte Plastikproduktion beschleunigt die globale Dreifachkrise – Klima, Umweltverschmutzung und Artensterben –, bedroht die menschliche Gesundheit und verschärft Ungleichheiten.
Wenn nun im November die dritte Verhandlungsrunde für ein globales Plastikabkommen in Kenia stattfindet, müssen sich die Staats- und Regierungschef:innen der Welt über eines im Klaren sein: Um die Plastikkrise zu lösen, müssen wir die Plastikproduktion begrenzen. Das ist die einzige Möglichkeit. Die verhandelnden Politiker:innen haben jetzt die Gelegenheit, ihren Ehrgeiz zu beweisen. Schaffen sie das nicht, verlieren wir alle.
Reduktion um 75% verhindert das Schlimmste
Betrachten wir die Plastikkrise nur unter dem Klimaaspekt, müssen wir bis 2050 75 Prozent weniger Plastik produzieren. Nur so können wir die Klimaerhitzung auf 1,5 °C begrenzen und die schlimmsten Folgen für den Planeten verhindern. Zu diesem Schluss kommen die vorliegenden Studien (Eunomia und Pacific Environment). Der kürzlich veröffentlichte Global Climate Change Review zeigt, dass sich das Zeitfenster für die Begrenzung der Klimaerhitzung auf 1,5 °C schnell schliesst. Das ist ein weiteres Alarmsignal: Die Welt muss viel mehr tun und viel schneller handeln, um die Lebewesen auf der Erde zu schützen.
Die Plastikproduktion bis 2040 um mindestens 75 Prozent zu reduzieren, ist eine Antwort auf diesen Ruf nach ehrgeizigen internationalen Massnahmen. Die Reduktion wird den Ländern dabei helfen, ihre Klimaziele zu erreichen. Ausserdem wird sie Arbeitsplätze schaffen, Innovationen ermöglichen und echte Lösungen für CO2-arme, giftfreie und wiederverwendbare Volkswirtschaften vorantreiben.
Ein Abkommen für Menschen statt die fossile Industrie
Es überrascht nicht, dass die Gas- und Erdölunternehmen versuchen, das Plastikabkommen zu schwächen. Sie versuchen, die Regierungen davon zu überzeugen, dass nur möglich ist, was ihre kurzfristigen Gewinne nicht einschränkt.
Mehrere der Berichte, die als Grundlage für die Vertragsverhandlungen dienen sollen, stammen von einem Berater, der mit der Öl- und Gasindustrie verbunden ist. Die Staats- und Regierungschef:innen dürfen sich nicht auf diesen mutlosen Ansatz einlassen.
Nach jahrzehntelangen Klimaverhandlungen wissen wir, dass es ehrgeizige, global gültige Regeln braucht. Wir müssen die Plastikproduktion reduzieren und einen sozial gerechten Wandel beschleunigen. Dabei müssen wir die Interessen derjenigen priorisieren, die am wenigsten zu dieser Krise beigetragen haben, aber den höchsten Preis dafür zahlen.
Die eigentliche Arbeit startet erst
Der erste Entwurf des Abkommens (oder «zero draft») enthält die rechtlichen Grundlagen, um die Plastikproduktion global zu reduzieren. Der Stein ist ins Rollen gebracht: Jetzt müssen wir den Mut haben, ehrgeizig zu sein.
Das globale Plastikabkommen ist eine einmalige Gelegenheit, die Plastikkrise zu lösen. Gemeinsam mit unseren Verbündeten der Bewegung Break Free From Plastic und Millionen von engagierten Menschen können wir ein ehrgeiziges Abkommen erreichen, welches das Plastikzeitalter endlich beendet.
Graham Forbes ist Leiter der Greenpeace-Delegation bei den Verhandlungen über das globale Plastikabkommen und Leiter der Plastikkampagne von Greenpeace USA.