Das Label des Forest Stewardship Council (FSC) soll den KonsumentInnen den Kauf nachhaltiger Holzprodukte ermöglichen. Von diesem hehren Ziel hat sich FSC aber in den letzten Jahren immer weiter entfernt. Greenpeace Schweiz hat sich entschlossen die FSC-Mitgliedschaft auf Ende 2017 zu kündigen – dies aus der Überzeugung heraus, dass unabhängige Kritik mehr nützt, um die dringend nötigen Reformen bei FSC voranzubringen.
Greenpeace Schweiz beendet seine FSC-Mitgliedschaft. Das Kündigungsschreiben wurde im September 2017 eingereicht. In Zukunft wird sich das Schweizer Büro der Umweltorganisation aus einer unabhängigen, externen Position heraus dafür engagieren, dass das Holzzertifizierungs-Label einhält, was es den Konsumenten verspricht. Greenpeace Schweiz wird von jetzt an mit der gleichen Unabhängigkeit und demselben kritischen Blick über das FSC-Label berichten wie über andere Nachhaltigkeit versprechende Kennzeichnungen wie das Palmöl-Label RSPO oder das Meerestier-Label MSC.
Der Austritt von Greenpeace Schweiz aus FSC darf nicht als Fundamental-Kritik verstanden werden: Es gibt derzeit kein besseres Holzwirtschafts-Label als FSC, welches von Umweltverbänden und sozialen Gruppen unterstützt wird und das Potential hätte, einen echten Beitrag zum Erhalt besonders schützenswerter Wälder und Urwälder zu leisten.
Aus dem Gleichgewicht
Die Grundidee von FSC ist bestechend: Die Nachhaltigkeitskriterien werden ausgehandelt zwischen VertreterInnen der Industrie, von Umweltorganisationen und von sozialen Organisationen, und das in einem demokratischen System. Nur leider ist dieses System in den letzten Jahren aus dem Gleichgewicht geraten: Der Einfluss der Industrie ist immer stärker geworden.
Die Folge aus dieser Entwicklung: Die Kriterien werden entweder verwässert, oder sie werden nicht umgesetzt im Wald. Oft fehlt auch die nötige Kontrolle über die Einhaltung der Kriterien, und es mangelt an Transparenz.
Exemplarisch zeigen sich die Probleme von FSC beim sogenannten FSC-Mix-Label. Ein Teil der Holzfasern in Produkten mit dem FSC-Mix-Label sind weder 100% zertifiziert noch rückverfolgbar und stammen oft aus problematischen Quellen wie schützenswerten Urwäldern. Diese Mix-Lösung wurde einst als Übergangslösung ins Leben gerufen, um Firmen den Einstieg ins FSC-System zu erleichtern. Mittlerweile ist aus der Übergangslösung ein Dauerprovisorium geworden – attraktiv für die Industrie, aber verheerend für den Waldschutz. Besonders stossend: Die beiden Label-Arten FSC 100% und FSC-Mix sind für die KonsumentInnen kaum zu unterscheiden – eine eigentliche Mogelpackung.
Verbesserungen dringend nötig
FSC, und insbesondere diejenigen Unternehmen, die FSC-Mitglieder sind, Einfluss haben und das Label aktiv nutzen, müssen dringend handeln, um der Nachfrage nach ökologisch und sozial gerecht produzierten Produkten gerecht zu werden. Beispielsweise muss FSC den KonsumentInnen gegenüber eine Garantie erbringen können, nicht mehr Produkte aus schützenswerten Urwaldgebieten zu zertifizieren. Gerade in Hochrisikoregionen, wo Korruption, fehlende Rechtdurchsetzung und geschwächte Zivilgesellschaften eine nachhaltige Waldbewirtschaftung stark beeinträchtigen, ist das FSC-System besonders gefährdet. Die Erfahrung zeigt zudem, dass freiwillige Mechanismen wie das FSC-Zertifizierungssystem kein Ersatz sind für gute Gesetzesgrundlagen und eine konsequente Anwendung des Rechts.
Überhaupt ist FSC nicht gleich FSC: Die Kriterien für eine FSC-Zertifizierung und wie diese ausgelegt und kontrolliert werden ist von Land zu Land unterschiedlich. Teilweise sind die Unterschiede enorm. Deshalb müssten verantwortungsvolle Konsumentinnen und Konsumenten Informationen einfordern können, woher Holz- und Zellstoffprodukte stammen und ob dort das Zertifizierungssystem richtig angewendet wird. Diese Transparenz fehlt jedoch. Und gerade bei Zellstoffprodukten wie Taschentüchern oder WC-Papier ist die Rückverfolgbarkeit ein Ding der Unmöglichkeit.
Bei aller Kritik: Das FSC-Zertifizierungssystem ist eine weltweit einzigartige, demokratisch funktionierende Plattform, wo offen über Herausforderungen der Waldbewirtschaftung diskutiert wird. Dies darf nicht verloren gehen. Auch Greenpeace Schweiz wird den wichtigen Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen weiterhin aufrechterhalten – nur eben in Zukunft aus einer Position der Unabhängigkeit heraus, die den Grundwerten der Organisation entspricht.
Wiederverwenden statt wegwerfen
Was sollen wir als Konsumentinnen und Konsumenten jetzt tun? Am umweltfreundlichsten sind letztlich stets diejenigen Produkte, die nicht nach einmaligem Gebrauch im Papierkorb landen. Wer statt zum Haushaltpapier zum Putzlappen greift, den Kaffee aus dem Mehrweg- statt dem Pappbecher trinkt oder seine Einkäufe in einem verpackungsfreien Laden tätigt, leistet einen effektiven Beitrag zum Waldschutz. Und wenn schon Wegwerfprodukte, dann sollten sie zu 100% aus Recycling-Papier bestehen – kein Problem beispielsweise bei Taschentüchern oder Toilettenpapier.
Bei Möbeln, Brettern etc. bleibt das FSC-Label derzeit die einzige vernünftige Wahl – und es lohnt sich, genau hinzuschauen ob es sich nicht um das Mogelpackungs-Label FSC-Mix handelt, sondern um das verlässlichere FSC-100%-Label. Wichtig ist aber auch die Herkunft des Holzes – am besten wählt man einheimisches Holz. Und wenn es doch ausländisches Holz sein soll, besteht die Möglichkeit abzuklären, ob FSC in den entsprechenden Ländern vertrauenswürdig ist.