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Dienstag, 28. Oktober 2014

© Gordon Welters / Greenpeace

Es gibt eine sichere Alternative zu Gentechnik – eine, die zudem erfolgreicher ist: Smart Breeding oder MAS (Markergestützte Selektion) ist eine Anwendung der Biotechnologie – ohne Gentechnik. Sie setzt auf den klassischen Züchtungsansatz, funktioniert schnell und effektiv. Biologe Dirk Zimmermann von Greenpeace Deutschland über die Methode und den neuen Report dazu.

Dienstag, 28. Oktober 2014

© Gordon Welters / Greenpeace

Es gibt eine sichere Alternative zu Gentechnik – eine, die zudem erfolgreicher ist: Smart Breeding oder MAS (Markergestützte Selektion) ist eine Anwendung der Biotechnologie – ohne Gentechnik. Sie setzt auf den klassischen Züchtungsansatz, funktioniert schnell und effektiv. Biologe Dirk Zimmermann von Greenpeace Deutschland über die Methode und den neuen Report dazu.

Erklären Sie uns doch erst einmal, worum es bei Smart Breeding, frei übersetzt «Clevere Züchtung», geht.

Smart Breeding ist eine Methode, die die bisherige Züchtung erheblich vereinfacht und beschleunigt – und dennoch auf herkömmlicher Kreuzung basiert. Ein Beispiel: Die Zucht von süsseren Erdbeeren oder grösseren Kartoffeln ist noch relativ einfach; Merkmale wie Zuckergehalt oder Grösse lassen sich bei der Kreuzung leicht messen. Eigenschaften wie Resistenzen gegen Krankheiten oder Trockenheit sind für Pflanzenzüchter viel schwieriger zu identifizieren – und die Züchtung dauert viel länger.

Hier kommt Smart Breeding in Spiel. Dabei gucken sich die Züchter mittels einer DNA-Analyse bestimmte Genabschnitte der Pflanzen an. So wissen sie, ob die Pflanze etwa trockenresistent ist und können sie gezielt kreuzen. Es geht also um eine genaue Analyse.

Das klingt ja fast nach Gentechnik …

Das Gegenteil ist der Fall; Biotechnologie ist nicht gleich Gentechnik. Beim Smart Breeding wird nicht am Erbgut manipuliert, während in der Gentechnik genetisches Material, häufig artfremdes, in die Pflanze eingebracht wird. Das passiert bei Smart Breeding nicht.

Die Methode nutzt vielmehr sogenannte genetische Marker. Das sind die Stellen im Genom, von denen wir wissen, dass sie mit bestimmten Eigenschaften der Pflanze im Zusammenhang stehen. Daher heisst die Methode auch Markergestützte Selektion (MAS).

Worum geht es in dem aktuellen Greenpeace-Report – was können die neuen, smart gezüchteten Sorten?

Der Report guckt sich den Stand der Technik an, zeigt das Potenzial der Technik auf und vor allem auch das, was Smart Breeding schon geleistet und an praktischen Lösungen für die Landwirtschaft geliefert hat.

Denn das Spektrum erfolgreich bearbeiteter Eigenschaften ist tatsächlich beeindruckend. Es umfasst eigentlich alle klassischen Zuchtziele wie beispielsweise den Ertrag oder den Geschmack. Die Pflanzen kommen darüber hinaus besser mit Krankheiten, Schädlingen, Trockenheit oder Versalzung klar. Das alles sind Fähigkeiten, die zunehmend wichtiger werden in der Landwirtschaft, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels, der in jeder Hinsicht extremere Umweltbedingungen zur Folge hat.

Können Sie ein paar besonders spektakuläre Beispiele nennen?

Der sogenannte Scuba Reis übersteht zwei Wochen Überflutung schadlos, andere Sorten Trockenheit. In Nordindien wächst auf etwa 900’000 Hektar Hirse mit Resistenz gegen Mehltau. Weizen wurde mit Pilzresistenzen ausgestattet, Maniok virusresistent gemacht und Hirse unanfällig gegenüber Striga, einem parasitierenden Unkraut. In Israel wurden ertragreichere Tomaten entwickelt, in China gilt dasselbe für Reis. Es gibt Weizen mit hohem Gehalt an Protein im Korn und Gerste mit verbesserten Braueigenschaften. Die Liste ist lang.

Die Befürworter der Gentechnik behaupten auch, mit ihrer Technologie würde die Züchtung zu besseren Ergebnissen kommen.

Stimmt, das war seit Jahrzehnten die grosse Hoffnung, in die enorme Investitionen und Aufwand geflossen sind. Das Ergebnis ist allerdings verheerend. Immerhin befinden sich nach wie vor praktisch nur Gentech-Pflanzen auf dem Acker, die entweder Giftduschen mit Unkrautvernichtern überstehen oder ihr eigenes Gift gegen Insekten produzieren. Viel mehr ist nicht erreicht worden. Gentechnik ist schlicht nicht dazu in der Lage, komplexe, multigenetische Eigenschaften erfolgreich zu beeinflussen. Das ist bei Smart Breeding ganz anders.

Also sieht Greenpeace in Smart Breeding die Zukunft der Landwirtschaft?

Nicht ausschliesslich, dafür sind die Probleme zu komplex. So sind Hunger und Armut vor allem auch politische und soziale Probleme. Eine effektive Pflanzenzucht kann aber einen wichtigen Beitrag zu Lösungen für ökologische und sozial verträgliche Landwirtschaft leisten. Genau das, was die Gentechnik nicht geschafft hat. Eine Zeitung in England hat die Agro-Gentechnik gerade mit einem Mobiltelefon von 1990 verglichen. Mobiltelefone haben sich seitdem rasant weiter entwickelt, die Gentechnik kein bisschen.  Der Artikel schliesst mit der Frage «Würden Sie ein Handy von 1990 kaufen?» Sicher nicht, zumal im gleichen Zeitraum Smart Breeding die Pflanzenzüchtung revolutioniert hat.

Smart Breeding - moderne Biotechnologie ohne Gentechnik, ohne Risiken und Nebenwirkungen

 

Aktuelle Publikationen zum Thema


 

Report Smart Breeding  

Greenpeace-Report «Smart Breeding: Die nächste Generation»

Smart Breeding oder MAS (Markergestützte Selektion) ist eine Anwendung der Biotechnologie – ohne Gentechnik. Sie setzt auf den klassischen Züchtungsansatz, funktioniert schnell und effektiv.


Faktenblatt Smart Breeding
 


Faktenblatt Smart Breeding

Weitgehend unbemerkt findet in der Pflanzenzüchtung eine echte Revolution statt: die Markergestützte Selektion (MAS, marker assisted selection) oder auch Smart Breeding – eine Präzisionszucht ohne Risiken und Nebenwirkungen.

 


 

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