Der Schweizer Finanzplatz gibt sich gerne grün, und das Geschäft mit «nachhaltigen» Anlagen boomt. Doch allzu oft handelt es sich bei den angebotenen Finanzprodukten um Greenwashing. So erzielen die wenigsten sogenannt nachhaltigen Anlagefonds die Wirkung, die sie mit der Bezeichnung «nachhaltig» implizieren. Das zeigt eine Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz und Greenpeace Luxemburg, welche «nachhaltige» Fonds unter die Lupe genommen hat.
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Im Spiel verbergen sich viele Hinweise, weshalb das mit der Nachhaltigkeit noch hapert. Wer lieber lesen, anstatt spielen mag, findet hier die Übersicht:
Verpackung und Plastikabfall
Sogenannt nachhaltige Anlagefonds investieren in Unternehmen, deren Produkte zu enormen Mengen an Plastikabfall führen – zum Beispiel Nestlé.
Waffen
Für die meisten sogenannt nachhaltigen Anlagefonds werden Produktionsunternehmen von Waffen ausgeschlossen. Das reicht noch nicht, um eine Geldanlage nachhaltig zu machen.
Fleisch und Milchprodukte
Viele «nachhaltige» Fonds unterstützen Unternehmen, die Fleisch und Milchprodukte produzieren und den übermässigen Konsum davon fördern (Nestlé, Danone ect.).
Wertschöpfungskette
Viele sogenannt nachhaltige Anlagefonds betrachten nur die Emissionen, die während des Produktionsprozesses verursacht werden. Sie berücksichtigen nicht die Emissionen, die bei der Benützung oder der Entsorgung der Produkte entstehen. So gesehen hat zum Beispiel eine Ölfirma einen tiefen ökologischen Fussabdruck. Deshalb muss die gesamte Wertschöpfungskette und der gesamte Produktlebenszyklus in die Analyse miteinbezogen werden.
Waldrodung
Viele sogenannt nachhaltige Anlagefonds enthalten Aktientitel von Firmen, deren Produkte oder Produktionsprozesse für die Abholzung von Wäldern verantwortlich sind.
Value Alignment (Ausrichtung an Werten)
Viele sogenannt nachhaltige Anlagefonds haben gar nicht den Anspruch, in der Realwirtschaft etwas zu verändern. Vielmehr ist es das Ziel, den Anleger:innen die Möglichkeit zu geben, im Einklang mit ihren Werten Geld anzulegen. Zum Beispiel werden keine Waffenproduzenten berücksichtigt. Die Waffenproduzenten werden deswegen aber nicht weniger Waffen verkaufen können.
Tech-Firmen (Software-Firmen) für einen tiefen CO2-Fussabdruck
In vielen sogenannt nachhaltigen Anlagefonds bilden Tech-Firmen wie Microsoft die grössten Positionen, weil Tech-Firmen eher wenig Treibhausgase ausstossen – und der Fonds in der Folge selber einen kleinen Carbon-Footprint ausweisen kann. Dadurch werden in der Gesamtwirtschaft aber noch lange nicht weniger Treibhausgase emittiert.
Schwertransport
Viele Nachhatlige Fonds investieren in Unternehmen, deren Produktionsprozesse oder Produkte stark von Schwertransporten abhängen oder dazu führen.
Lobbying
Unternehmen, die sich politisch gegen Umweltschutzstandards einsetzen oder gar Klimalügen verbreiten, können unmöglich nachhaltig sein. Sie sollten daher kein Geld erhalten. Auch wenn sie vorgeben, ihre Emissionen senken zu wollen – so wie dies diverse Erdöl- und Kohleunternehmen tun.
Landwirtschaft
Viele sogenannt nachhaltige Fonds schliessen die Landwirtschaft als Sektor aus, weil sie hohe Emissionen verursacht. Besser wäre es, in eine nachhaltige Landwirtschaft zu investieren.
Kompensationstrickli
Investitionen in klimaschädliche Unternehmen können nicht mit Investitionen in klimafreundliche oder Netto-Null-Projekte kompensiert werden. Die Reduktion der Emissionen muss in den investierten Unternehmen oder ihren Produkten vollzogen werden.
Klimaziele
Viele Unternehmen in «nachhaltigen» Fonds haben sich keine wissenschaftlich basierte Klimaziele gesetzt, um ihre Emissionen zu reduzieren.
Kleider/Textilien
Diverse sogenannt nachhaltige Anlagefonds investieren in Unternehmen, die zu einer Überproduktion von Textilien beitragen (Fast-Fashion) und/oder die Textilien auf umweltschädliche und unsoziale Art und Weise produzieren.
Atomkraft
Verschiedene sogenannt nachhaltige Anlagefonds investieren in Atomenergie – als Alternative zu fossilen Energiequellen. Atomenergie ist zu risikoreich, erzeugt radioaktive Abfälle, die noch Tausende von Jahren bedrohlich bleiben und die Installation von genügend Kapazität würde zu lange dauern, um die fossile Energie zu ersetzen.
Kein Ausschluss von Kohleförderung
Einige sogenannt nachhaltige Anlagefonds bieten nach wie vor Schlupflöcher für Investitionen in die Förderung oder Verstromung von Kohle.
Impact Investing
Anlagestrategie Impact Investing: Anlagen in Anleihen, Unternehmen oder Fonds, die neben finanziellen Zielen auch eine messbare positive ökologische oder soziale Wirkung anstreben – das ist der richtige Weg.
Finanzierungen von Kohle- und Ölprojekten
Zwei Grossbanken haben mit ihrer Finanzierung von fossilen Energieprojekten mehr Treibhausgasemissionen ermöglicht, als die ganze Schweiz im Inland ausstösst. Gleichzeitig geben sie sich als nachhaltige Banken aus.
Fehlende Wirkungsmessung
Viele Finanzinstitute, die sich «grün» geben, führen keine Analyse durch, welchen Einfluss ihr Investitionen auf das Klima haben.
Fossile Projekte
Energieproduzenten, welche neue fossile Brennstoffquellen erschliessen, sind in keiner Weise kompatibel mit den Pariser Klimazielen.
Die besten der Schlechten
Viele «nachhaltige» Fonds setzen auf die Strategie «Best in Class» und wählen aus an sich nicht nachhaltigen Branchen das Unternehmen aus, das am besten wegkommt – gewählt wird also das «kleinste» Übel. Z.B. das nachhaltigste Kohleunternehmen oder die nachhaltigste Airline.
Beton Häuser Bauwirtschaft
«Nachhaltige» Fonds finanzieren Unternehmen, die ein Interesse an einer hohen Bautätigkeit mit Zement und Beton haben (z.B. Holcim).
Nachhaltigkeitsreports
Unternehmen mit ausführlichen Nachhaltigkeitsberichten erhalten oft gute Bewertungen im Bereich «Governance». Ein Bericht macht sie aber längst nicht zu nachhaltigen Unternehmen.
An Pariser Klimazielen ausgerichtet
Finanzanlagen, deren Strategie an den Pariser Klimazielen ausgerichtet ist, erfüllen die Minimalanforderungen für Nachhaltigkeit.